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Objektbericht: Tour Total, Berlin
06 December 2013

Objektbericht: Tour Total, Berlin

Filigrane Fassaden-Fertigteile mit Dyckerhoff Weiss

Er ist ein gelungenes Beispiel für besonders komplizierte und filigrane Fassaden-Fertigteile: der Tour Total in Berlin, Sitz der neuen Hauptverwaltung des französischen Mineralölkonzerns Total. Dominierendes Merkmal des nach den Plänen von Barkow Leibinger, Berlin, gebauten schlanken Hochhauses ist seine prägende Fassade. Sie besteht aus rund 1.400 dreidimensionalen, vorgehängten Betonbauteilen aus weißem Architekturbeton.

Der Tour Total setzt das Startsignal für die Europacity, das neue Berliner Stadtquartier, das hinter dem Berliner Hauptbahnhof entsteht. Das Areal im Zentrum der Hauptstadt ist doppelt so groß wie der Potsdamer Platz. Entworfen wurde der 17-geschossige Turm auf der Basis eines städtebaulichen Masterplans für das Quartier von den Berliner Architekten Frank Barkow und Regine Leibinger. Den Vorgaben des Masterplans folgend, richtet sich das Gebäude mit seiner Stirnseite frontal auf den künftigen Platz an der Heidestraße aus. Im Sockel vollzieht sich eine Verdrehung, die dem Verlauf der Minna-Cauer-Straße folgt. Die Längsseiten sind leicht gefaltet, um vielfältiger in den Stadtraum hineinzuwirken und der Ansicht die Länge zu nehmen. Im Sockelbereich verlaufen Kolonnaden, die das Haus im Stadtraum „verankern“.

Charakteristisch für den knapp 70 Meter hohen Tour Total ist seine plastisch ausgebildete Rasterfassade, die dem Haus eine starke Identität in Nahund Fernwirkung verleiht. Diese Fassade besteht aus drei Schichten: Eine Innenschicht aus Stützelementen, eine Schicht aus Fenstern und Dämmelementen und die äußere Hülle aus acht verschiedenen, vorgehängten Beton-Formelementen, die dem Gebäude seine expressive Anmutung verleiht. Speziell diese vor die tragende Wandkonstruktion vorgehängten Elemente betonen die Vertikalität und die Dynamik der äußeren Hülle. Bei den Fassadenelementen handelt es sich um Betonfertigteile, die sich in K-förmige Module und T-förmige Elemente gliedern. Die Elemente reichen jeweils über zwei Ge‑ schosse, sie sind exakt 7,35 m hoch und 2,40 m breit, die maximale Tiefe eines solchen Elements variiert um bis zu 25 cm.

Die T-förmigen Fassadenelemente simulieren eine sich nach oben schraubende Bewegung rings um den Turm, die als Varianten eines K-förmigen Grundmoduls hergestellt wurden. Die plastische, dreidimensionale Struktur der Fassaden entsteht dadurch, dass die K-Module gespiegelt und seitlich zueinander versetzt zum Einsatz kommen. Wiederholung und Variation des Moduls erzeugen einen spielerischen Linienverlauf auf der Fassade und sorgen für ein scheinbar permanent interferierendes Licht- und Schattenspiel. Dies verleiht der Fassade eine extreme Lebendigkeit.

Die Produktion der einzelnen, teilweise extrem scharfkantigen Fassadenelemente, die nur wenige Fertigungstoleranzen zuließ, erwies sich als große Herausforderung. So hatte der hohen Bewehrungsgrad, der sich aus den filigranen und schlanken Architekturbetonelementen ergab, zu Folge, dass eine spezielle Betonrezeptur entwickelt werden musste. Der für die Module erforderliche Architekturbeton mit dem weißen Portlandzement Dyckerhoff Weiss als Bindemittel wurde auf einer eigens dafür bei der Dreßler Bau eingerichteten Mischanlage hergestellt. Das Einbringen und anschließende Verdichten des Betons geschah mit Tischund Flaschenrüttlern, aber wegen der teils extremen Geometrien per Kelle auch in aufwändiger Handarbeit. Um die gewünschte Lebendigkeit der Fassade zu erzielen, wurden die Betonelemente abschließend zusätzlich veredelt. Dies geschah durch Säuern der späteren Sichtseite. Dabei wurden insgesamt 7.500 m² Betonoberfläche gesäuert – auch dies überwiegend in Handarbeit. Das Säuern verleiht der Struktur aus Weißzement und Quarzkies eine marmorhafte Eleganz.