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Objektbericht: Gymnasium Riedberg, Frankfurt am Main
06.Dezember2013

Objektbericht: Gymnasium Riedberg, Frankfurt am Main

Feingeschliffener Boden mit Dyckerhoff TERRAPLAN und Fertigteile aus Weißbeton

Es ist die erste Neugründung eines Gymnasiums in Frankfurt seit etwa hundert Jahren, sollte aber keine klassische „Lehr- und Lernanstalt, sondern als zukunftsweisende Ganztagseinrichtung vielmehr Lebensraum für Schüler und Lehrerschaft“ sein und zudem als Bildungs- und kulturelles Zentrum auch den Bewohnern des neuen Stadtquartiers Riedberg dienen.

Den im Sommer 2009 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für das Riedberg Gymnasium gewannen das Büro Ackermann+Raff aus Stuttgart/Tübingen gemeinsam mit dem Büro Pfrommer+Roeder, freie Landschaftsarchitekten in Stuttgart. Noch im November 2009 war Baubeginn. Die dreigeschossigen Gebäude wurden mit Passivhausstandard konzipiert.

Nähert man sich dem Eingang zur Schule, so fallen auf der Schulplatzfläche als erstes zwei perfekt gearbeitete Betonmauern in Weißbeton auf. In den Beton eingeprägte Großbuchstaben mit dem Namenszug „Gymnasium Riedberg“ tragen zur Orientierung bei und sind zugleich „Rücken“ für eine Betonsitzbank.

Der Schuleingangsplatz besitzt zwei Ebenen, die durch eine großzügige Treppenanlage mit bis zu 32 m lange Blockstufen aus Beton verbunden sind. Damit wird der Höhenunterschied des Schulkomplexes zum Straßenniveau fast spielerisch leicht überwunden. Die obere Ebene wurde um eine Baumgruppe herum mit weißen Klinkern befestigt, die auch an der Fassade wiederzufinden sind.

Mit diesen beiden Wand-Skulpturen werden die Weißbeton-Fertigteile als wichtigstes konstruktives Gestaltungselement des gesamten Schulgebäudes auch in den Außenanlagen aufgenommen. Die 25 cm dicke „Schriftwand“ besteht aus 4 Fertigteilen, ist 18,50 m lang und zusätzlich an beiden Enden über 90 Grad abgewinkelt. Die Stützwand am Nordende ist 11,0 m lang und bis 2,70 m Höhe sichtbar. Die Fertigteile sind im Schnitt L-förmig ausgebildet und auf einem Betonfundament frostfrei gegründet.

Die Ausführung der Betonfertigteile lag in den bewährten Händen des Betonwerkes Stangl AG, Waldkraiburg. Für die Herstellung der Betonfertigteile wurde Beton C 35/45 XF1 mit Dyckerhoff Weißzement und einer Gesteinskörnung „Perlweiss“ bis 16 mm Größtkorn verwendet. Die Oberflächen erfüllen die Anforderung SB 4 gemäß DBV-Merkblatt, also Sichtbeton mit besonders hoher gestalterischer Bedeutung. Die äußeren geschalten Flächen sind spiegelglatt, die produktionsbedingt ungeschalte innere Fläche ist rau geschliffen. Die Schalung der Fertigteile bestand aus einer nichtsaugenden, beschichteten Schalhaut, gespachtelt und vollflächig mit einem Speziallack beschichtet. Edelstahlplatten verschließen die Öffnungen für den Transport der Fertigteile. Die Kanten wurden scharf belassen oder bis auf 3mm angeschliffen.

Zur Herstellung des in den Beton eingeprägten Schriftzuges „Gymnasium Riedberg“ wurden Buchstaben einzeln aus Schalungsplatten ausgefräst und auf die eigentliche Schalung der Mauer vor dem Betonieren aufgeklebt. Beide Betonwände sind mit einem Grafitti-Schutz mit 15-facher Opferschicht gegen Verschmutzungen geschützt. Zusätzlich zu den Mauerelementen wurden von der Fa. Stangl rund 260 m Betonblockstufen (2,0 m lang und 13,5 cm dick) für die Abtreppung des Schulplatzes hergestellt und eingebaut. Besonders erwähnenswert bei den Stufen sind die zum sicheren Begehen eingelassenen Treppenkanten als Kontraststreifen aus anthrazitfarbenem Beton mit der Gesteinskörnung „Nero Ebano“.

Weitere Weißbeton-Fertigteile in ebenso guter Qualität sind in den Pausenhöfen als Mauern mit einer Gesamtlänge von 565 m, Beetkanten (20/20) oder in größerer Breite als 2 m lange Sitzboards (40/80) bzw. für die Schulgärten 2,60 m lange Sitzbänke wiederzufinden.

Feingeschliffener Betonboden TERRAPLAN

Beim Betreten des Inneren des Schulgebäudes fällt sofort der helle, jura-gelb eingefärbte und tadellos ausgeführte Betonboden auf. In ihm spiegelt sich das einfallende Licht und verstärkt somit die Leichtigkeit und Transparenz der gewählten Konstruktion.

Für den Boden im Erdgeschoß war im Hinblick auf die Nutzung im Schulbetrieb ein besonders robuster und möglichst fugenarmer Bodenbelag gewünscht. Nach Abwägung aller Eigenschaften standen nur ein Betonboden in Ortbeton oder großformatige Betonwerksteinplatten zur Diskussion. Die Planer entschieden sich letztendlich entsprechend den vorgenannten Anforderungen sowie aus gestalterischen und wirtschaftlichen Gründen für einen monolithischen Betonboden, System Dyckerhoff TERRAPLAN. Der Betonboden wurde aus Gründen der Energieeinsparung vorzugsweise in beleuchteten Bereichen in einem hellen Farbton ausgeführt. Der Boden erfüllt die Rutschfestigkeitsklasse R9 erfüllen und kann eine Flächenlast von 5 kN/m² aufnehmen.

Ausführende Firma des Bodens war die bereits 1911 gegründete Firma R. Bayer Betonsteinwerk GmbH, Blaubeuren, die auf eine langjährige Erfahrung mit dieser Art Fußboden verweisen kann. Insgesamt wurden rund 1500 m² Dyckerhoff TERRAPLAN im Erd- und Untergeschoß des Riedberg-Gymnasiums eingebaut. Die Bodenplatte besteht aus bis zu 6,5 cm dickem Unterbeton und einer 2,5 cm dicken Vorsatzschicht, für die Dyckerhoff Weißzement und eine hellgelbe Gesteinskörnung 0/8 mm („Jura“) gewählt wurden. Die Betonrezeptur für Trag- und Vorsatzbeton wurde nach DIN EN 206-1/ DIN 1045-2 mit einer Druckfestigkeit > C30/37 so eingestellt, dass ein gut verdichtbares Betongemisch entstand, welches sich unter hohem handwerklichem Können planeben einbauen ließ. Die Lieferung erfolgte durch das Dyckerhoff-Transportbetonwerk in Frankfurt am Main. Der Einbau mittels Pumpe erfolgte auf die Rohdecke ohne Verbund auf einer Trennlage bestehend aus einer bitumenhaltigen Abdichtung des Tragbetons, einer bis zu 260 mm dicken Wärmedämmung und aus an den Stößen verklebten PE-Folien. Die erhärtete Oberfläche erhielt zum Abtrag des Zementsteins und Freilegung der Gesteinskörnungen einen Grob- und Feinschliff bis K 220, der darüber hinaus eine gleichmäßige, ebene und feine Oberfläche sicherstellte. Ein abschließend aufgetragener silikatischer Schutz verhindert auf lange Zeit das Eindringen von Flüssigkeiten und Schmutz in den Beton.

Im Foyer konnten Feldgrößen bis 80 m², in den übrigen Bereichen (Flure, Speisesaal und Umkleideräume im EG und UG) bis zu 40 m² realisiert werden. Die Fugen wurden je nach Lage als Gebäudedehnfuge mittels Migua-Fugenprofilen aus Aluminium oder an den Rändern bzw. in den Feldern als Arbeitsfuge mit 3 mm breiten Aluminium - Winkelprofilen ausgeführt. Eine unverzichtbare Grundlage für die Anordnung der Fugen war ein vom Architekturbüro und dem ausführenden Unternehmen gemeinsam ausgearbeiteter Fugenplan mit den entsprechenden Fugendetails. Insgesamt wurden für die Vorarbeiten und das Betonieren ca. 7 Wochen und für das Schleifen ca. 10 Wochen benötigt.

Der Einbau eines Dyckerhoff TERRAPLAN-Bodens hat viele Vorteile:

• Die „Veredelung“ des Bodens findet ohne umweltbelastende Chemikalien statt und bewirkt zugleich eine sehr lange Lebensdauer. 
• Der Boden ist sehr leicht zu reinigen, da lediglich Wasser und etwas Betonseife benötigt werden und somit die Reinigungskosten sehr niedrig sind. 
• Durch den Einsatz von Weißzement oder die Zugabe von Farbpigmenten lässt sich der Boden in jedem gewünschtem Farbton herstellen und kann so individuell gestaltet werden. 
• Zusätzliche Variationsmöglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz von unterschiedlichen, auf den jeweiligen Verwendungszweck abgestimmte Gesteinskörnungen.

Neben den vorgenannten Flächen durch die Fa. Bayer weitere Fertigteile in betonwerksteinmäßiger Bearbeitung, z.B. Tritt- und Podestplatten im Inneren der Gebäude, in gleich hoher Qualität und vergleichbarer Optik hergestellt und eingebaut. Das Gesamtbild mit dem ebenen und hellen Betonboden bewirkt schon beim Eintreten in das Schulgebäude eine freundliche Stimmug und stellt eine gelungene Verbindung zwischen Funktionalität und Ästhetik dar. Verbunden mit der exzellenten Optik wurde im Hinblick auf eine umfassende Gebrauchstauglichkeit und die zu erwartende hohe Lebensdauer eine optimale Lösung für den Schulfußboden gefunden. Alle verwendeten Materialien, insbesondere die Weißbeton-Fertigteile im Sichtbeton SB4 einschließlich des TERRAPLAN Fußbodens versprechen nach aller Erfahrung bei sachgemäßer Ausführung eine dauerhafte Nutzung. Sie erfordern einen nur geringen Erhaltungs- und Renovierungsaufwand, bilden die Grundlage für eine nachhaltige Bauweise und ergänzen somit mit ihren robusten Eigenschaften und ihrer unbestrittenen Dauerhaftigkeit den Passivhausstandard des Schulkomplexes in besonderer Weise.

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Architekten Ackermann + Raff 
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