Chapelure

Objektbericht: PEG-Gebäude – Campus Westend, Frankfurt am Main
06 décembre 2013

Objektbericht: PEG-Gebäude – Campus Westend, Frankfurt am Main

Institutsgebäude für Psychologie, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften

Das IG Farben-Haus, entworfen vom bekannten Architekten Hans Poelzig, ist nach Freigabe durch die amerikanischen Streitkräfte zum zentralen Gebäude der Goethe-Universität auf dem Campus Westend geworden. Mit seiner monumentalen Architektur und feinsinnigen Materialität stellt es ein einzigartiges Baudenkmal dar, an dem sich, wie alle anderen Bauten des Campus Westend, auch das PEG-Gebäude orientiert.

Das Institutsgebäude bildet zusammen mit dem Präsidium und dem Max-Planck-Institut einen Gebäudekomplex mit gegeneinander verschobenen sechsgeschossigen Gebäudeteilen und zwei Gartenhöfen. Es bietet Platz für 10.000 Studenten und rund 1.000 Mitarbeiter. Das Bauwerk enthält neben den Büros, der Bibliothek und den Seminarräumen mit 3.000 Arbeitsplätzen und verschiedenen Hörsälen auch eine neue Cafeteria mit 180 Plätzen. Den Wettbewerb für das PEG Gebäude und das angrenzende PA Gebäude (Präsidium und Administration) gewann 2007 die Gesellschaft von Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann, Berlin. Der erste Spatenstich erfolgte 2008, die feierliche Einweihung der Gebäude fand im August 2013 statt.

Das PEG-Gebäude wird durch eine leicht erhöhte, baumbestandene Eingangsterrasse erschlossen. Die Terrasse führt über ein großzügiges, zweigeschossiges Foyer zu den Seminarräumen und Hörsälen der Fachbereiche, der Fachbereichsbibliothek, dem Studien-Informationszentrum und einer Cafeteria.

Beim Eintreten in die lichtdurchflutete Eingangshalle fällt sogleich die solide, edle Materialwahl ins Auge. Es wurden nur wenige, hochwertige Materialien verwendet:

• heller Betonwerkstein als Bodenbelag, 
• gestockter und warm getönter Sichtbeton für die Wände, 
• polierte weiße Betonfertigteile für Treppenwangen und Unterzüge sowie 
• rötliches Kirschholz für Wand- und Deckenverkleidungen, Sitzelemente und Handläufe.

In diesem Zusammenspiel der Werkstoffe nimmt der Sichtbeton eine zentrale verbindende Rolle ein und ist raumbestimmendes Element. Er besticht einerseits durch seinen geschickten Einsatz und Planung bis ins kleinste Detail und andererseits durch seine meisterliche handwerkliche Ausführung. Um den besonderen, hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden erfüllt der Sichtbeton die Anforderungen nach der höchsten Sichtbetonklasse SB 4.

Verantwortlich für die Ausführung der Sichtbetonflächen aus Ortbeton (Flurwände im EG) war das Bauunternehmen LEONHARD WEISS GmbH Co. KG, Satteldorf. Wie bei solch anspruchsvollen Sichtbetonarbeiten üblich, wurde vor Beginn der Arbeiten eine Erprobungsfläche unter den örtlichen Baustellenbedingungen hergestellt. Bei der Betonzusammensetzung für den geforderten hellfarbigen Sichtbeton der Druckfestigkeitsklasse C45/55 war der Einsatz von Weisszement ohne Alternative. Zum Zuge kamen ein Portlandzement CEM I 52,5 (Dyckerhoff WEISS), ein gelblicher Sand der Körnung 0/2 mm und weiße Quarz-Gesteinskörnung 2/8 mm. In dieser Kombination ergab sich für die Oberfläche ein „warm getönter“ Weißbeton.

Für die Verarbeitung erwies sich die Wahl eines „sehr weichen“ Betons (Konsistenzklasse F4) als besonders vorteilhaft. Betonlieferant war die K.H. Gaul GmbH u. Co. KG, Wiesbaden, die für eine zuverlässige und gleichmäßige Anlieferung des Betons sorgte.

Zur künstlerischen Gestaltung der Treppen in der zweigeschossigen Eingangshalle entschied sich der Bauherr für bis zu 6 m hohe und zum Teil abgeschrägte Betonfertigteile, die möglichst monolithisch, also ohne Fugen oder Ankerlöcher aufgestellt werden sollten. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um 24 Treppenwangen und 6 Unterzüge, die von der Fa. Beton und Naturstein Babelsberg GmbH, Potsdam, alle in der höchsten Sichtbetonklasse SB 4 in gekonnter Weise hergestellt wurden.

Die Anordnung der Treppe an zentraler Stelle der Eingangshalle und die räumlich klar begrenzte Ausbildung der Treppenwangen lassen die Treppenanlage als eine Raumskulptur erscheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die kontrastierende Helligkeit und Glätte des Betons der Fertigteile zu den gelb getönten umlaufenden Flurwänden und den dunklen Sitzmöbeln und Deckenverkleidungen aus Holz. An den Treppenwangen selbst wurde für den Betrachter jede Ablenkung dieser Wirkung z. B. durch Geländer oder Handläufe vermieden. Ergänzend zu den Treppenwangen wird die Eingangshalle im oberen Bereich durch umlaufende Unterzüge aus gleich weißen Betonfertigteilen mit bis zu 6 m Länge begrenzt und eingefasst. Aussparungen in den Fertigteilen dienten der Aufnahme einer Halteleiste für die Glasbrüstung sowie von Lautsprechern und Lichtquellen.

Die Herstellung der scharfkantigen Betonelemente erfolgte im Juli 2010 in Potsdam. Die bewehrten Elemente wurden nach den zur Zeit des Angebotes geltenden Normen, d.h. entsprechend DIN EN 206-1/DIN 1045 in der Druckfestigkeitsklasse C45/55 hergestellt. Für den Beton selbst kam auch hier Dyckerhoff-Weisszement sowie heller Sand und gelb-weiße, grobkörnige Gesteinskörnung 8/16 aus der Region Frankfurt / Oder zum Zuge. Um den hohen Ansprüchen zu genügen wurden für die Fertigung großflächige filmbeschichtete Schalungsplatten eingesetzt, die dem ausgeschalten Beton eine planebene Oberfläche verleihen. Das Einbringen (liegend geschüttet) und Verdichten des Betons geschah mit Flaschenrüttlern, zum Teil in aufwändiger Handarbeit.

Mit den höchste Ansprüche erfüllenden Sichtbetonbauteilen in der Empfangshalle und dem zentralen Treppenhaus ist den Planern und Ausführenden ein beeindruckendes Werk gelungen. Ihre dezente aber doch raumbestimmende Einfügung in die edel eingerichteten zentralen Räume ist äußerst bemerkenswert und dürfte damit auch zu einem leistungsfördernden Wohlbefinden der Studierenden beitragen.

Interessante Links

Uni Frankfurt 
Architekten Müller & Reimann 
Leonhard Weiss Bauunternehmung 
Beton und Naturstein Babelsberg